Beeindruckendes Gemeinschaftswerk

Aufführung von Honeggers «Nicolas de Flue»

Wenn sich vier Chöre, zwei Dirigenten, Sprecher und Orchester an ein anspruchsvolles Werk wagen, ist dies keine leichte Aufgabe. Dass sie gelingen kann, bewiesen ein umsichtig dirigierender, von Marc Bochud sekundierter Jean-Claude Fasel, eine musizierfreudige Sängerschar und ein flexibles Orchester.

Honeggers «Nicolas de Flue» entstand als Auftragswerk anlässlich der «Landi 39». Der Kriegsausbruch verhinderte die bereits ausverkaufte Uraufführung gerade jenes Werkes, welches in aller Eindringlichkeit zur friedlichen Lösung von Konflikten aufruft.

Paukenschläge eröffneten das Werk, der Chor bat «Leiht euer Ohr uns!» und Sprecher Eörs Kisfaludy hob zum spannenden Erzählen an. Er trieb die Spannung in der dramatischen Legende von Arthur Honegger voran und sorgte dafür, dass der rote Faden nicht abriss, auch wenn er zu Beginn Mühe bekundete, die richtige Distanz zum Mikrofon zu finden.

Effekt gelungen

Ebenfalls die Chöre der Universität und der «Jeunesses Musicales», der L’Accroche-Choeur und der Chor der Diplommittelschule hatten ihre Unsicherheiten bald überwunden. Im Choral «Ach, er geht!» kommentierten die Singenden in schlichtem Tonfall die Worte des Sprechers, anschliessend erklang von der Empore ein wahrhaft himmlischer Gesang. Die räumliche Trennung des Himmlischen Chores von den übrigen Ausführenden verdeutlichte das inhaltliche Geschehen und erzielte eine ausgezeichnete Wirkung.

Zudem verfügten die von Marc Bochud geleiteten Sängerinnen über eine herausragende stimmliche Disposition. Sie bewältigten die anspruchsvolle, über weite Strecken in sehr hohen Lagen verlaufende Textur mühelos.

Der grosse Chor hatte im Gegensatz zum himmlischen Chor verschiedene Aufgaben zu übernehmen. Als Heiliger Nikolaus intonierte er ein Gebet, als Chor der Franzosen, sterreicher und Kinder teilte er sich in verschiedene Register auf, und als Chor der Mächtigen stachelte er zu kriegerischer Auseinandersetzung an. Dem Dirigenten Jean-Claude Fasel gelang es, dem Chor diese Charaktere zu entlocken, beispielsweise beim Schauder erregenden dämonischen Gelächter.

Ausgewogenheit erreicht

Eörs Kisfaludy trug als Sprecher einen wesentlichen Teil zur Dramatik bei. Er vermochte das Publikum mit seiner Gestik und seiner magisch anmutenden Erzählkunst zu fesseln und erhob sich mit feuriger Stimme über die Vokalisen des Chores.

In den Passagen, in welchen die verschiedenen Protagonisten im Ensemble auftraten, achtete der Dirigent auf minutiöse Ausgewogenheit, kein Register überdeckte das andere. Das Orchester der Harmonie Freiburg bewies mit seinem gepflegten Klang und im solistischen Auftreten der einzelnen Bläsergruppen hohes Niveau.

So wurde die dramatische Spannung über die neunzigminütige Werkdauer beibehalten, eine Leistung, welche das Publikum mit einem nicht enden wollenden Applaus quittierte.

BEATE SCHLICHENMAIER